Volltext: Schrifttumsberichte zur Genealogie und zu ihren Nachbargebieten - Band 1 - 04: Bürgerrechtslisten (1952)

Stendal führte die Französische und Pfälz er Kolonie, die unter eigener 
Verwaltung stan d, auch ihr eigenes, von Salewski im Anha ng mit abgedruck- 
tes Bürgerbuch von 1688—1 809; ähnlich liegen die Verhältnisse bei den re for- 
mie rten Kolonien Magd eburgs , wo sich auch noch die Neustadt mit eige- 
nen List en abhob (vorhanden seit 1766, vorh er Neustädter Kämmereirechnun- 
gen). Neben der Naumburger Ratsstadt-Matrikel (s. oben} führ ie die vom 
Domkapitel verwaltete „Herrenfreiheit“ einm eigenes, seit 1446 lückenhaft er- 
haltenes Eidbuch ihrer „Nachb arn“ (n icht „Bürger“), das seit 1580 auch durch 
Kapitelsprotokolle ergä nzt wird, und diese Que llen ruhen nicht im Stadtar chiv, 
sonde rn zuständiger Weise im, Archiv des Domstifts. 
Ob überhaupt und seit wann eine Stadt über Bürgerrechtsquellen verfügt, 
das hängt zunächst von der Gunst oder Ung unst der örtlichen Quellenv erhält- 
nisse ab. In Stä dten mit schwe ren Feuersbrünsten, Rathaus- und Archivver- 
nichtung (wie Neuruppin 1787, Salzwedel 1895) wird die völlige Fehlanzeige 
ohne Weiteres verständlich sein. Andere Begründungen des Quellenve rlustes 
sind in grö ßter Mannigfaltigkeit denkbar (so mußt en alle meine Bestan ds- 
angaben die sich er empfindlichen Verluste im Iletzten Krieg noch unberück- 
sichtigt lassen). In Ost preuße n, wo Max Hein die 77 Städte im damal igen 
FProvinzjalbereich befragte, ergab sich, daß kaum ein Drif tel der Städte mit 
Bürgerbüchern versehen wa r!), und ander swo wird das Verhältnis ähnlich sein. 
Die erhaltenen und vorhandenen List en sind wieder höchst verschiedenwertig 
nach dem Zeitraum, den sie umspannen, Sie beginnen etwa, um einige Bei- 
spiele aus dem noch ungedruckten Sfoff zu ge ben, für Hamb urg schon 
12 77%, für Br emen 12 88%, für Soest 1802, für Oldenburg 1303 (bis 
um 1550 mit den Neuaufnahmen von Bür gern im ältesten Stadtbuch), für 
Nordha usen 1312 (je doch zunächst nur bis 13 68), für Lübeck 1317, für 
Braunschweig 1320 (bis 1766, ver kartet ), für Dan zig-Re chtsta dt 1364 
(bis 1814, mit Lücke n), für Marien burg 1398 (bis 1770, dann wi eder von 
1809—1854), für Werth eim 1419, für Heilbronn am Neckar 1420 (mit 
den dem Rat vorg elegie n Bürgerrechtsgesuchen und zug ehörig em Schrift- 
wechs el), für Quak enbrüc k. 1462, für Leipzig 1470, für Marien- 
we rder 1480, für Altenb urg 1512 (erst es Buch bis 16 19), für Chem- 
nitz 1585, für Wittenberg 1565, für Gotha 1597%, für Torgau 1604, 
für Liegnitz 1616, für Coswig-Anhalt 1640, für Quedlinburg 1658, 
für Cottbus® 1672 (bis 1853 )j es fehlt 1741/2, ifür Delitzsch 1742, 
für Potsdam 1768, für Allenstein 1783 (bis 1853) und für We hlau 
sogar erst 1802. In einigen Fällen könnten die spät eins etzend en Bürgerbücher 
durch äl tere Protok oll- und Rechnungsakten erg änzt werde n, aber die große 
Verschie denheit der Bestände ist doch offenbar. 
]) M. HEIN, Die Bürgerb ücher der Provinz Ostpreußen, in: Altpreußische Ge- 
schlecht erkunde IX, Königsberg 1935, S. 80—81, — E. GRIGOLEIT, Verz. d. ostpr euß. 
Bürgerbücher, in; Dt. Roland, Jg, 28, 1940, 11 /12, S. 14 ff. — Eine ähnliche land schaft - 
liche Zusammenstellung der gedruckten und ungedruckten Bürgerbücher im Mün- 
sterland gab Dr. HOVEL in der Zei tschri ft „Westfalen“, 19. Jg., 1934, S_ 202, ge- 
legentlich seines Aufsatzes „Gen ealogisc he (QQuellen des Stadtarchivs Münster“. — 
SCHULZ, Die Bürgerb ücher im Lande Sachsemn: Mitt lg. d. Roland, Jg. 23, 1938; 
Jg. 24, 1939; Jg. 25, 1940. — O. KORN, Übersicht über die Bürgerb ücher in d. Provinz 
Sachsen: Sachsen u. Anhalt, Bd, 13, 1937, S. 310—324, 
2) J. LAURENT, Über das älteste Bürgerbuch: Zischr. d. Vereins f. Hamburgische Ge- 
schichte I (184 1), S. 141 ff. — De rs., Über das zweifälteste Bürgerbuch: Ebd., S, 156 ff. 
3) J. KOHL, Über die Herkunft der Bevölkerung der Stadt Breme n: Zis chr. f. deuts che 
Kultu rgeschic hte I (1872 ), S.37 £f. 
4) W. SCHMIDT-EWALD, Die Bürgerbücher von Gotha 1597—1 715: Mit£lgn. d. Vereins f. 
Gotha er Geschichte 1930, — Derselbe brac hte als Bestands-(nicht Zugangs-) Verzeichnisse 
auch „4 Gothaer Bürg erverz eichnis se aus dem 16. Jahrhundert“: Ebd. 1925. 
5) H. MITGAU, Wegweiser durch das sippenkundl, Schrifttum .. C. 1936, 
(3) 59
	        
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