Das Dorfleben an _der Wende des Jndustrie-Zeitalters.
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Jn frühe ren Jahrhunderten war jedes Dorf eine besondere,von der
Umwe lt abgeschlossene Einheit. Dorffremde Einflüsse gab es kaum,
und wo sie ei nmal auftauchte n,wurden sieäls Fremdkörper angesehen _
und behandelt. Die Dorfgemeinschaft bildete eine große Familie,
in der einer für den anderen einstand. Es war nicht gern gesehe n‚'f
daß skeh pers önlich e Streitigkeiten oder gefüh rte Proze sse über _
Erb schaft en und Gru ndbesi tz nach außen hin bemerkbar wurdewoder fl
gar das Dorfleben störten. Die Kirc he war äußerlich und inne rlich; }
der Mittelpunkt des Dor fes. Was im Pfarrhause und in der Sc hule gefi
lehrt und vorgelebt wu rde, war allgemein anerkan ntes Gesetz, das
für jeden Dorfbewohner galt. Die Dorfbewohnerschaft besta nd aus
Ba uern und Köttern mit den Famil ien und ihrem Gesi nde.Hin zu Eamgn
die Bri nksi tzer und die “eusiedler auf Gemeindeland oder dem auf-
geteilten Heideland. Jn jedem größeren Dorf stand eine Schmie de, _
auch wohl eine Stellmacherei. Das Handwerk war sonst im Dorf nur
wenig vertre ten. Schneider und Schus ter mit Gesel len und Lehrli ngen
ging en auf Bestellung von Hof zu Hof für Essen gegen geringen Tä35?
lohn. Tagelöhner arbeit eten meistens gegen Naturallohn auf den
Bauernhöfen. Als Verkehrsmittelpunkt kennen wir in größeren
Dörf ern an den Durchgangsstraßen noch eine Gast- und Schankwirt-
schaft. Hier spann ten die Fuhrle ute aus, was jeweils für das Dorf _
ein Ereignis war.Durch diese oft wei ther kommenden Fuhrkn echte erélf
fuhr der Wirt das Neueste, das er sein en Gä sten gern weitergab. _“éw
Eine Zeitung kam höchs tens ins Pfarrhaus und das Jnte ressant e‘ ‘
durch den Küster oder Le hrer verbreitet. Auch der planmäßige PI@£ 41
dewechsel für den Postwagen ges chah bei der Dorfschenke. Mit di esem
wichtigen Sammel punkt für durstige Dorfbewohner war neben der Eq$$-
annah me- und -verteilungsstelle regelmäßig auch ein Kolonialwarer
geschäfte oder eine Bäckerei verbunden.Hier konnte man für die
Zimm er- und Stallichter das Steinoel,später Petrol eum genannt, und }
auch für den Haushalt Salz,Zucker, Pfeffer,Rosinen u.ä, gekau ft. a
werde n, so fern nicht diese Waren gelegentlich des Wochenmarktbesu-
ches in der Stadt um 1 Pfg.billiger einpkauft werden MKonnten.
Diese Zeiten einer zeruhs amen Abge ä&hlos qenhei t des dörflioh”35
Le bens vermochten aber nicht. allen Tagelöhner- und HandwerkerFa@\;'
mili en den nötigen Leb ensun terhal t zu geben. Es war für die ngffä"
bevölkerung mit wenigen Ausnahmen eine Zeit großer Dürftig keit, _
die man für die erst genannt en Kr eise Armut nennen mu ßte. mu ßte.